Episode 6 – Zwischen Talent, Training und Timing: Was den Unterschied macht
In der sechsten Folge von Alex & Fritz – Training und Therapie von A bis Z widmen sich Alex Tolksdorf und Fritz Reincke einer zentralen Frage, die im Leistungs- wie im Breitensport immer wieder auftaucht: Was unterscheidet den Profisportler wirklich vom ambitionierten Amateursportler?
Was zunächst wie eine Frage nach Trainingsvolumen oder Muskelmasse klingt, entpuppt sich schnell als vielschichtiges Thema über Selbstmanagement, Einstellung, Umfeld und vor allem: den Umgang mit Belastung.
💡 Zwischen Liga und Lebensstil
„Der größte Unterschied ist zwischen den Ohren.“ – Mit diesem Satz bringt Fritz das Thema früh auf den Punkt. Es geht weniger um den perfekten Körper, sondern darum, wie jemand seinen Alltag strukturiert, mit Druck umgeht und in kritischen Situationen Entscheidungen trifft.
Während Profis oft bessere Trainingszeiten, mehr Regeneration und spezialisierte Betreuung genießen, erleben Fritz und Alex immer wieder, dass Disziplin und Eigeninitiative bei ambitionierten Amateuren teilweise sogar ausgeprägter sind:
„Es gibt Regionalligaspieler, die arbeiten Vollzeit, reißen sich aber in jeder freien Minute den Arsch auf. Und es gibt Profis, die bis 10:30 schlafen und abends um 18 Uhr einmal zum Training gehen.“ – Fritz Reincke
⚽ Fußball, Geschwindigkeit und die Illusion von Raum
Gerade im Fußball wird laut Fritz oft unterschätzt, wie klein die Unterschiede zwischen Regionalliga und 3. Liga eigentlich sind – zumindest auf den ersten Blick:
„Technisch sind viele Regionalligisten nicht schlechter. Der Unterschied liegt in der Athletik – und darin, dass du in der dritten Liga eben nicht gegen Mannschaften spielst, bei denen der Ball dein Feind ist.“
Und er ergänzt:
„Im Fernsehen sieht’s aus, als hätten die unendlich viel Raum. Aber wenn du daneben stehst, siehst du: Drei Schritte, und der Raum ist zu.“
Alex ergänzt das aus Sicht des Eishockeys mit einer eindrücklichen Geschichte von einem Reha-Einsatz auf dem Eis:
„Ich hab einen Pass bekommen und mich auf dem Eis einfach gedreht, weil ich keine Chance hatte, dagegenzuhalten. Da habe ich erst wirklich verstanden, wie brutal schnell dieser Sport ist.“
🧠 Athletik – ein missverstandenes Konzept?
Fritz stellt klar: Wer glaubt, Athletiktraining sei nur Kraft- oder Muskelaufbau, liegt falsch. Vor allem in dynamischen Spielsportarten geht es um Leichtfüßigkeit, Reaktionsfähigkeit und effiziente Bewegung bei möglichst wenig Körpermasse:
„Jede laufdynamische Spielsportart ist am Ende eine Körpergewichtssportart. Und da zählt: so wenig Gewicht wie möglich, bei maximaler Leistung.“
Die Folge: Viele junge Athletinnen und Athleten entwickeln ein verzerrtes Körperbild. Besonders heikel wird es, wenn externe Stimmen – ob Trainer oder Eltern – Druck aufbauen:
„Ich hatte hier einen 11-Jährigen, der von seinem Vater ständig hört: 'Mit so dünnen Ärmchen brauchst du dich nicht wundern.' Ich hab gesagt: Stopp. Das macht was mit einem Kind.“ – Alex Tolksdorf
Und Fritz ergänzt eindringlich:
„In dem Alter kann man keine Muskelmasse aufbauen. Und wenn du vom Vater oder Trainer hörst: 'Du bist zu fett' – dann frisst sich das tief rein.“
🧩 Trainingsplanung im Team: Möglich, aber komplex
Ein weiterer Fokus der Episode liegt auf der Frage, wie realistisch individualisierte Betreuung in Mannschaften ist. Fritz zeigt sich hier pragmatisch:
„Man muss nicht 20 komplett unterschiedliche Programme schreiben. Aber man muss wissen, wer was braucht – und wie man das im Alltag abbilden kann.“
Entscheidend sei die Kommunikation zwischen Physio, Athletiktrainer und Coaching-Staff – und die Bereitschaft, mit Spielern, die wenig Spielzeit haben, gezielte Zusatzarbeit zu leisten:
„Du weißt, wer nicht spielt. Dann frag: Was können wir verbessern – mehr Speed, bessere Stabilität, Technik am Ball? Und dann arbeitest du daran.“
🔄 Extensive statt explosive Reize: Die vergessene Basis
Ein besonderer Teil der Folge widmet sich der Frage, warum gerade intensive Sportarten wie CrossFit oder Hyrox oft eine wichtige Komponente vergessen: die extensive, rhythmische Bewegung.
Fritz schildert, wie er in seinem Coaching inzwischen regelmäßig sogenannte Pogo-Hops und Skater-Variationen integriert:
„Die Basis ist: Sechs Minuten lang locker springen können. Nicht alles muss immer Vollgas sein – viele Athleten haben keine Breite in ihrer Bewegungskompetenz.“
Und mit Blick auf CrossFit bringt er es provokant auf den Punkt:
„CrossFitter können viele Bewegungen – aber fast alle auf der Stelle. Sie sind oft rigide, unbeweglich und ohne Rotationsfähigkeit. Alles, was man im echten Sport braucht, fehlt.“
🤝 Abschließende Botschaft: Du bist gut, wie du bist
Zum Ende der Folge wird es emotional: Alex richtet sich direkt an junge Sportlerinnen und Sportler:
„Wenn ihr euch in eurem Körper nicht wohlfühlt – sucht euch Hilfe. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke.“